Die Granitkuppe von Flossenbürg
von Berthold Weber, Weiden

Der "zwiebelschalenartiger" Aufbau der Granit-Kuppe ("Exfoliationsdom") vom Flossenbürger Schloßberg (25 km östlich von Weiden) verdeutlicht die durch Abkühlung und Druckentlastung des Granit-Körpers bedingte "Bankung" in mustergültiger Art.


Weithin grüßt die Burgruine Flossenbürg ins oberpfälzer Land

Die Granite der nördlichen Oberpfalz entstanden während der "variskischen Orogenese", einer Gebirgsbildung vor 350-280 Millionen Jahren, als hier zwei Ur-Kontinente in Kollision ein gewaltiges Gebirge, mit dem Himalaja vergleichbar, auftürmten. In mehreren Kilometern Tiefe nahm sich der Granit unter dem Gneisdach seinen Platz. Mit der Abtragung des alten Gebirges und der Hebung des Landes kam schließlich der Granit zu Tage. Dieser konnte, weil härter als der Gneis, der Abtragung besser standhalten. So entstanden in jüngerer geologischer Vergangenheit die zahlreichen sanften Hügelketten in der nördlichen Oberpfalz.


Exfoliationsdom:

Unter Exfoliation versteht der Geologe die Ablösung mächtiger konvexer Gesteinsschalen von der darunter befindlichen Gesteinsmasse. Der in der Tiefe (mehrere Kilometer) gebildete Granit befindet sich in einem komprimierten Zustand wegen der Auflast des überdeckenden Gesteins. Gelangt der Granit durch die Abtragung in vielen Jahrmillionen an die Oberfläche, dehnet er sich aus, wobei sich bei diesem Prozess konvexe Gesteinsplatten von der Gesteinsmasse lösen können. Die Trennflächen zwischen den Schalen bilden ein System von mehr oder weniger horizontalen Spalten, welche als Druckentlastungsklüfte oder Bankung bezeichnet werden. Entwickeln sich Druckentlastungsklüfte über dem Gipfelbereich einzelner großer Gesteinskörper, entstehen solche Exfoliationskuppen oder Exfoliationsdome. Weitere bekanntes Bespiele für solche Formationen sind der Zuckerhut in Rio de Janeiro und die Kuppen im Yosemite Nationalpark in Kalifornien.

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Die, im Vergleich zu den Gneishügeln doch typischerweise etwas steileren Granitberge boten sich für den Bau von Wehranlagen an. Mit Burgen bebaut wurden viele dieser Granitkuppen, neben Falkenberg, Leuchtenberg, Schellenberg und Neuhaus eben auch  Flossenbürg. Der Granit bildete dabei ein wesentlich besser geeignetes Baumaterial als etwa der Basalt (z.B. in Parkstein). In der jüngeren Vergangenheit, zum Teil bis heute, boten und bieten sich diese Berge als günstige Stellen für den Abbau von Werksteinen an.
 

Waghalsig und bautechnisch bewundernswert steht die Ruine der ehemaligen Staufer-Feste (erbaut ab ca. 1100) auf dem Schloßberg. Die am Gipfel waagerechte Bankung mit im Schnitt 0,5 bis 3 Meter mächtigen Granitlagen wurde in das Mauerwerk mit einbezogen. Bis in die 60'er Jahre wurde am Schloßberg - durch die Bankung begünstigt - Granit in großen Blöcken abgebaut. Heute steht dieses Geotop natürlich unter Naturschutz, auch wegen der seltenen Tier- und Pflanzenarten, die hier ein Rückzugsgebiet gefunden haben.

Wie aber nun entstand der einzigartige "zwiebelschalenartige" Aufbau? Nun, heute geht man davon aus, dass der Granit bei seiner Bildung hier recht genau die gleiche Form (in seiner Grenze zum Gneis) hatte, wie wir heute oberflächlich sehen. Die Druckentlastung hat parallel zu der gewölbten Gneis-Kontaktfläche zu schalenartigen Ablösungen geführt. Nach dem Krieg hat die Steinbruch-Tätigkeit die Schalen-Struktur freilich noch besser herauspräpariert und damit sichtbar gemacht, weil man bei der Gewinnung der großen Blöcke den Bankungs-Flächen folgte. Der schalenartige Aufbau setzt sich durch den gesamten Ort fort, ist jedoch nur an wenigen Stellen aufgeschlossen. Besten Einblick gewährt der ehemalige Schlossberg-Steinbruch westlich der Ruine (zu erreichen über den Sportplatz), vom LfU als eines der schönsten Geotope Bayerns ausgezeichnet. Der Granitdom des Schlossbergs ist ein für Bayern einzigartiges Beispiel für einen Exfoliationsdom. 


Der Flossenbürger Granit ist weltberühmt, die Verwendung vielfältig: Werksteine, Bodenbeläge, Treppen, Grabmale, Grenzsteine, Küchenplatten, Fliesen usw.. Das Bild links zeigt das typische Erscheinungsbild (Bruchfläche, gelbgraue Variante). Der Granit besteht aus 40-45 % Feldspat, 35-40 % Quarz, Glimmer (vorwiegend Biotit) und Spuren von Apatit, Zirkon und Erzmineralien.
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Ähnlicher Aufbau mag noch unter zahlreichen anderen, meistens bewaldeten Granithügeln, verborgen sein. In den nahegelegenen Granitbrüchen, z.B. am Wurmstein ist jedenfalls die Bankung auch recht schön zu sehen.


Quarz
Fluorit
Daß der Granit auch für Mineraliensammer etwas bergen kann, sei hier erwähnt. Vom nahen Granitbruch am Plattenberg beschreibt VFMG-BG-Leiter Martin Füßl im Aufschluß Mai/Juni 2000 eine Reihe von Mineralien, bis hin zum 15-cm großen Fluoritkristall.

Die beiden Bilder links (aus der Sammlung Wolfgang Bäumler) zeigen Funde vom Plattenberg, Fotos Berthold Weber.


Vereinzelt durchziehen pegmatitische Quarzgänge den Granit. Immer wieder wurden und werden dort Mineralien gefunden, ähnlich wie man das aus den Graniten des Fichtelgebirges kennt. Neben schönen Quarzkristallen, Fluorit, Albit, Autunit wurden auch Anatas, Rutil Brookit und weitere Raritäten geborgen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt führt den Schlossberg unter Nr. 374A009 als Geotop.
 

Literatur:

Links:
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