Im Steilhang des Wölsenberges südlich Nabburg zur Autobahn hin geht mit dem "Rolandgang" ein etwa 1 Meter mächtiger Flußspatgang zu Tage. Dieser gut zugängliche Gangausbiß ist eine der wenigen Stellen an denen diese hydrothermale Bildung erhalten geblieben ist.
Flußspat-Gang mit Baryt in der Mitte, violetter
Flußspat links und rechts
Etwa 20 Meter östlich der Autobahn A93 (Regensburg-Weiden) und dicht an einem schmalen Weg (Wölsendorf - Nabburg) im nach Westen hin abfallenden Hang des Wölsenberges gelegen durchbricht ein fast 1 Meter mächtiger Flußspatgang das Naabgebirge. Genaugenommen ist der Hauptgang hier in wenigstens zwei Teilgänge (="Trümer") aufgespalten die nahezu senkrecht (="saiger") stehen.
Dieser Gang ist einer von ca. 60 Flußspatgängen, die im Wölsendorfer Revier hauptsächllich untertage abgebaut wurden. Auf den "Rolandgang" (nicht mit der Grube Roland westllich der Naab zu verwechseln) baute die Grube Johannesschacht bis 1963 Flußspat ab, nachdem in einem heute noch sichtbaren Pingenzug zunächst oberflächlich das Vorkommen im "Staatsbruch" und "Weberbruch" ab ca. 1890 aufgeschlossen war.
Die Masse des Flußspats ist als dunkelvioletter bis schwarzer
Flußspat (="Stinkspat") ausgebildet, stellenweise enthält
der
Gang mehr Baryt als Fluorit, aber schon wenige Meter weiter kann dieser
helle Schwerspat ganz ausbleiben.
Schwarze Fluoritwürfel mit roten Quarzkristallen überkrustet (Sammlung und Foto: B. Weber) Bildbreite 12 cm |
Der tiefschwarze Flußspat von hier gibt
auf Schlag
mit einem Hammer einen beißenden Geruch ab. Da man als Ursache
freigesetztes "Antozon" (angeblich eine Sauerstoff-Modifikation)
vermutete wurde dieser "stinkende Flußspat" als "Antozonit"
bezeichnet. Tatsächlich kommt der Geruch aber, wie neuere
Forschungen
nachgewiesen haben, von freiem Fluor, dass durch radioktive Bestrahlung
(ausgehend von Begleitmineralien) aus dem Kristallgitter des Fluorits
(CaF2)
herausgeschlagen wurde. Mehr zum Thema <hier> |
Dünne Quarzbänder durchziehen den Flußspatgang. Nur
ganz selten stellen sich auch Hohlräume ein, in denen die
genannten
(und ca. 60 weitere) Mineralien frei wachsen und schöne Kristalle
bilden konnten.
Die große Naturforscher Mathias
Flurl und C.
W. Gümbel haben an dieser Stelle gestanden. Auch Johann Wolfgang von Goethe war
dieses Vorkommen bekannt, zumindest
findet sich in der
Goehte-Sammlung
in Weimar ein Flußspat vom Wölsenberg. Die Geologie,
Mineralführung
und Bergbaugeschichte- und Technik der Wölsendorfer
Flußspatgänge
gab zu mehr als einhundert Veröffentlichungen Anstoß, wobei
sich der Rolandgang durch seine reiche Mineralführung und zentrale
Lage hervorhebt. Neben Flußspat, Baryt (=Schwerspat) und
Quarz
(auch Kristalle) kamen hier primäre und sekundär gebildete
Uran-,
Kupfer- Zink- und Bleimineralien vor. Ein sekundäres Uranmineral
hat
man
sogar hier weltweit erstmals gefunden und "Wölsendorfit" benannt.
Bild rechts: Holzschnitt (aus C.W. GÜMBEL 1868, Seite 517) zeigt den beeindruckenden Gang - wie vor dem Flußspatabbau und Autobahnbau bestanden hat. |
Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Rohstoff-Vorkommens darf nicht verschwiegen werden. In der Zeit nach dem II. Weltkrieg gab der Flußspatbergbau über 1000 Menschen in der Region Arbeit und Brot. Mit der Stillegung der letzten Grube (Hermine bei Lissenthan 1987) endete freilich die lange Bergbautradition die mit (wenigstens drei bekannten) mittelalterlichen Versuchsstollen zunächst auf Silber, später auf Bleierz begonnen hatte und um 1950 bis 1960 ihren Höhepunkt hatte.
Leider hat man dieses Objekt bisher nicht unter Schutz gestellt. Das
Bayerische Landesamt für Umwelt führt das Geotop unter Nr.
376A020. Seit 2008 ist durch Sicherungen mit Trapez-Blech der Zugang
nicht mehr möglich bzw. die Betrachtung sehr eingeschränkt.
Hier soll in naher Zukunft jedoch eine bessere Lösung kommen,
letzendlich ist das der beste oberflächliche Aufschluss eines
Flussspatganges - möglicherweise nicht nur in Bayern.
Literatur:
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