Die Abraumhalde des Kaolinbergbaus bei Hirschau hat sich zu einem 110 Meter hohen, aus reinem weißen Quarzsand bestehenden künstlichen Berg angehäuft. Man geht von etwa 30 Millionen Tonnen Quarz aus. Der Berg mit ca. 45° Hangneigung ist inzwischen ein touristischer Anziehungspunkt für Sand-Snowboard, Sand-Ski usw. geworden.
Der 110 m hohe "Monte Kaolino", Wahrzeichen von Hirschau
In zwei Gebieten in der nördlichen Oberpfalz wurde bzw. wird Kaolin gewonnen: Einerseits südlich Tirschenreuth (Schmelitz) im tiefgründig kaolinisierten Granit und zweitens nahe der Ortschaft Hirschau, ca. 20 km westlich von Weiden im sedimentären Vorland. Ein weiteres Vorkommen steht östlich Waldershof (Oberfranken) in Abbau. Als Kaolin wird ein Gestein bezeichnet, das einen hohen Anteil an dem Mineral Kaolinit beinhaltet. Im genannten Vorkommen liegt neben Kaolinit auch noch viel Quarz und weniger Feldspat (dieser ist vielfach eben kolinisiert) vor. Durch Auswaschen wird Kaolinit vom Quarz getrennt, und dann, weil in dieser großen Menge wie er hier anfällt nicht abzusetzen, der Quarz auf Halde gekippt. Dieses Verfahren, seit 1935 mehr oder weniger konstant angewendet, hat den "Monte Kaolino" gebildet. "Bergbau" kann man hier so wörtlich nehmen, wie sonst kaumwo auf der Welt.
Die geologische Entstehung des Hirschau-Schnaittenbacher Vorkommens ist gar nicht so einfach - und auch weit komplexer als etwa bei der Tirschenreuther Lagerstätte. Zweifelsfrei gehört diese Lagerstätte dem Mittleren Buntsandstein (Trias, ca. 220 Mio Jahre alt) an. Man vermutet, dass große Flüsse, von Osten her kommend im Deltabereich hier feines Sediment (Arkosen) abgelagert haben. Das kristalline Grundgebirge mit seinen Gneisen und Graniten ist als stoffliche Quelle anzusehen. Der Großteil des Kaolins ist wohl erst nach der Sedimantation durch chemische Umwandlung aus den enthaltenen Feldspäten entstanden. Auf die feinkörnigen Ablagerungsgesteine "Arkosen" wirkten vermutlich sauere Grundwässer ein, so dass sich im Laufe der Zeit die alkalischen Feldspat-Bestanddteile abspalten konnten (=Kaolinisierung). Weitere geologische Vorgänge wie Überdeckung und spätere Abtragung folgten. Das Vorkommen besteht aus 30-40 Meter starken Sedimentpaketen, die von Süd nach Nord mit ca 10 Grad einfallen. Die bauwürdige (über 12 % Kaolinit) Haupt-Lagerstätte hat eine Ost-West-Ausdehnung von 2.6 km.
Kaolinit wird vor allem in der keramischen Industrie - die ja in der
Oberpfalz einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt -
hauptsächlich
zur Prozellanherstellung (Porzellan besteht zu ca. 50% aus diesem
Mineral)
verwendet. Weitere Anwendungen sind Papier-Zuschlag und Papier-Strich,
Trägersubstanz für biologische Mittel, Arzneimittel, in
Zahnpasta
und Zuschlagstoff in Kunststoffen. Bis vor kurzer Zeit wurde Kaolin in
Tierfutter (bis 20 %, normalerweise aber viel weniger, nur zur besseren
Rieselfähigkeit) beigemischt, wegen möglicher
geringfügiger
(natürlicher ?!) Verunreinigung mit Dioxin macht man das heute
allerdings
nicht mehr. Ob Hirschauer Kaolin auch Dioxine enthält konnte ich
nicht
in Erfahrung bringen.
Die Kaolingruben ziehen sich von Hirschau einige km bis Schnaittenbach. Über lange Förderbänder gelangt das Roh-Kaolin in die Aufbereitungsanlage. |
Die fälschlichen Bezeichnungen "Pegmatitgrube" und "Pegmatitsandgrube" für Kaolingrube, teilweise auch "Feldspatgrube" (und umgekehrt) bringt viel Verwirrung (auch in Landkarten !) und sollte deswegen unbedingt unterlassen werden.
Seit 1833 baute die Firma Eduard Kick Kaolin- und Quarzsandwerke GmbH und Co, Schnaittenbach, seit 1901 die Amberger Kaolinwerke (AKW) das "weiße Gold der Oberpfalz" ab. Im Jahre 1996 kam der Zusammenschluß zur AKW-Kick GmbH, die neben dem oberpfälzer Vorkommen auch Lagerstätten in Ost-Deutschland und Polen ausbeutet.
Etwas am Rande: "Kao-Ling" bedeutet - wie passend - aus dem
chinesischen
übersetzt "Hoher Berg" oder "Weißer Berg". Tatsächlich
kommt die Bezeichnung Kaolin aus China, genauer eben von dem
Kaolin-Vorkommen
bei Kao-Ling in der Provinz Kiangsi. Im Englischen ist die Bezeichnung
für Kaolin "china clay", was den ostasiatische Bezug klarer
verdeutlicht.
Derzeit entsteht übrigens ein "Geopark
Kaolinrevier". Im ersten Bauabschnitt (2004/2005) soll ein
Industriepfad I, im zweiten Bauabschnitt (2005/2008) ein
Besucherbergwerk und im dritten Bauabschnitt (bis 2010) das Kaolineum
und die Pfade II und III eingerichtet werden. Der Geopark Kaolinrevier
wird eine Größe von 119 qkm besitzen, wobei sich die
Geschäftsstelle des Vereins "GeoPark Kaolinrevier Hirschau -
Schnaittenbach e.V." im Rathaus Schnaittenbach befindet.
Literatur:
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