Mit 682,5 Meter über NN ragt die Basaltkuppe des Rauhen Kulms (im Volksmund auch "Großer Kulm") ca. 170 Meter über das mesozoische Vorland empor. Dieses Vulkanruine ist, ähnlich wie der Parkstein ein, durch die Erosion herauspräparierter ehemaliger Förderschlot (Diatrem). Der nordoberpfälzer Vulkanismus zeigt sich verstärkt in der Kreuzung zwei Linien: Erstens der "fränkischen Linie", einer großen Störzone, die vermutlich vor 25-20 Mio Jahren wieder reaktiviert wurde, andererseits der Linie Eger-Kemnath, die in Verlängerung des zu dieser Zeit entstandenen Eger-Grabens zu sehen ist. Auf alle Fälle ist dieser Vulkanismus nicht isoliert zu betrachten, vielmehr gehört er dem känozoischen Interplattenvulkanismus an. Im Gegensatz zum Rauhen Kulm verfügt der Kleine Kulm über einen Tuffmantel (genauer gesagt Diatrembrekzie). Leider liegt der Kleine Kulm heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Form vor. Einerseits hat man in der Vergangenheit hier den Basalt abgebaut (den Tuffmantel hat man stehen gelassen), andererseits reicht die Bebauung nun recht nahe an diese bizarre Felsgruppe heran. Zu erwähnen wäre noch der Kühhübel, eine Basaltkuppe, die vor vielen Jahren schon weitgehend dem Abbau anheim gefallen ist. Der Kühhübel ist sozusagen der dritte Bruder und liegt etwa im gleichen Abstand wie der Kleine Kulm, aber östlich vom Rauhen Kulm.
Der kleine Kulm (links), die Stadt Neustadt am Kulm und
der Rauhe Kulm (rechts)
Altersuntersuchungen am Rauhen Kulm haben ca. 21 Mio Jahren ergeben,
somit ist der Rauhe Kulm einer der jüngsten (abgesehen von den
Tuffkegeln
Eisenbühl und Kammerbühl bei Neualbenreuth) Vulkane
unserer
Region. Für den Kleinen Kulm (566 Meter NN) wurden 22 Millionen
Jahren
ermittelt. Seine Entstehung verdankt der Rauhe Kulm, wie auch die
anderen
nordostbayerischen Vulkane, tiefen Rissen in der Erdkruste, die wohl im
Zusammenhang mit der Auffaltung des Alpen-Gebirges auftraten. Das
dunkle
Magma entstammt dabei nicht der Erdkruste sondern kommt aus oberen
Zonen
des Erdmantels, also aus ca. 50 km Tiefe. Die umgebenden
Keuperschichten
hielten der Erosion wesentlich weniger stand als der Basalt, so
erscheint
diese Kuppe mit Schuttkegel heute aus der Ferne in der Form eines
Stratovulkans.
Das Foto links zeigt
einen kopfgroßen Sandstein-Einschluss (Xenolith) im Basalt des
Kleinen Kulm. Nun ist Sandstein ja ein Ablagerungs- also
Sedimentgestein und man wird sich zu Recht fragen, wie denn so ein
Gestein in den Basalt kommt. Genauer betrachtet ist der massive und
säulige Basalt nur rechts des Einschlusses zu sehen, links dagegen
ein vielfach als Tuff bezeichnetes weicheres und feinkörniges
Gestein. Ähnlich wie am Parkstein (und hier besonders in den Kellern sichtbar) handelt es sich hier
um eine Diatrem-Brekzie und nicht um einen Tuff. Diese Brekzie das
Resultat einer unterirdischen (phreatomagmatischen) Explosion als
heißes Magma in Kontakt mit Grundwasser kam. Zahlreiche
Nebengesteinsfragmente (wie hier der Sandstein) wurden mit Asche,
vulkanischem Glas, zurückfallenden Auswürflingen und
Lavafetzen in dem steilen Fördertrichter (Diatrem) abgelagert.
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Das gewaltige Blockmeer an der Süd-und Ostflanke des Berges ist eine Verwitterungsform, die durch die Eiszeiten begünstigt wurde.
Weltwunder ? Professor Georg Horn, Universalhistoriker schreibt 1667 in seinem Werk "Orbis Politicus" folgende, übetreibende Worte zum Rauhen Kulm: "Im Mittelpunkt Deutschlands steht er, alle Berge weit und breit überragend, gewissermaßen ein Weltwunder" und weiter zum Kleinen Kulm und Rauhen Kulm "... nur in Arabien, im Sinai und Horeb ihresgleichen finden...". Nüchtern betrachtet fragt man sich natürlich, wie Prof. Horn dazu kommt, diesen Berg mit dem Moses-Berg zu vergleichen - oder gar als Weltwunder anzusehen. Ganz einfach: Georg Horn war im nahen Kemnath geboren, lehrte in Leiden, aus seinen Zeilen spricht einfach Heimweh.
Bild oben: der Basaltkegel vom Parkstein im HintergrundAuf dem Rauhen Kulm steht ein 25 Meter hoher Aussichtsturm. Von dort oben hat man einen gradiosen Rundblick, nicht nur auf die nähere Umgebung. Der Blick schweift dabei über das Fichtelgebirge mit dem Ochsenkopf, über die tertiären Vulkanhügeln, den Steinwald , die Fränkische Linie und weit über das mesozoische Vorland. Bei wirklich guter Sicht kann man von hier aus mit dem Fernglas sogar den Regensburger Dom ausmachen. Zwischen Rauhen Kulm und Kleinen Kulm breitet sich die Ortschaft Neustadt am Kulm aus.
Es ist kein Wunder, dass diese exponierte Stelle schon früh besiedelt war. Am Rauhen Kulm wurden vor- und frühgeschichtliche Funde gemacht. Auf dem Rauhen Kulm und am Kleinen Kulm befand sich im Mittelalter eine Burg (1554 zerstört), ein Ringwall, dessen Ursprung im Dunkel der Geschichte liegt, ist noch in Teilen zu finden. Am Fuß des Berges befinden sich zahlreiche Felsenkeller, teilweise über 200 Jahre alt.
Unter Naturschutz (Naturdenkmal) steht der Rauhe Kulm seit 1949, er gehört dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald an. Im Bereich des Blockmeers haben sich zahlreiche, anderswo selten gewordene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt bzw. sie haben nur hier nach der letzten Eiszeit entsprechend rauhes Klima vorgefunden um zu überdauern. Das Bayerische Geologische Landesamt führt das Geotop unter Nr. 374R001.
Links:
Literatur:Google-Maps, Lagekarte und genaue Position: Neustadt am Kulm: http://www.neustadt-am-kulm.de/ Landkreis Neustadt: http://www.neustadt.de/Gemeinde/geNeKulm.htm Geschichtliches: http://www.bayern.de/HDBG/gemeind/g374140.htm Naturpark: http://www.naturpark-now.de/kulm.htm Projekt Infotafeln: http://www.gfnmbh.de/Projektbeispiele/Infotafeln_2/infotafeln_2.html Bayerntours: http://bayerntours.com/neustadt-opf/rkr/neustad.htm
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