Das Granitgebiet von Leuchtenberg
von Berthold Weber, Weiden

Der Granitkörper von Leuchtenberg mit zahlreichen Verwitterungsformen am Burgberg und im nahen Luhe- und Lerautal zeigt bilderbuchartig den spätvariskischen hellen, feinkörnigen Granit sowie die Wirkung der erodierenden Kräfte darauf.


Weithin grüßt die Burg Leuchtenberg in die Oberpfalz

Die spätvariskischen Granite sind in der nördlichen Oberpfalz mit einer Fäche von ca. 40x12 km weit verbreitet. Das Granitmassiv von Flossenbürg, Falkenberg und Leuchtenberg nimmt dabei eine -im wörtlichen Sinne- herausragende Stellung ein. Eingebettet in den Gneisen der "Neustäder Scholle", auch ZEV genannt ("Zone Erbendorf-Vohenstrauß) bildet der Granit sanfte Kuppen und besonders malerische Bach- und Flußtäler, oft mit Blockkmeer-Bildungen und Wollsack-Verwitterung. Südlichster Vertreter dieser Granitbildungen ist in der nördlichen Oberpfalz der Höhenrücken von Leuchtenberg, der die Burg und den gleichnamigen Ort trägt. Nur wenig südlich Leuchtenberg grenzt die Luhe-Linie, eine tektonische Störung, einen geologisch deutlich anderen Bereich ab. Zwar finden wir vielfach auch jenseits dieser Störung Granit, dieser weist aber eine andere Struktur, Alter und Färbung (gerne rötlich, wie z.B. der frühvariskische Granit im Wölsendorfer Flußspatrevier) auf. Der helle und feinkörnige Leuchtenberger Granit ist mit den Graniten des Steinwaldes und des Fichtelgebirges zu vergleichen und etwa gleichzeitig entstanden.

Die Luhe und die Lerau umrunden fast halbkreisförmig nördlich den mächtigen Berg. Im Talgrund finden wir, wie häufig in Granitgebieten in unseren Breiten, Blockmeerbildungen mit Wollsackverwitterung, Strudel-Löcher, Schliffe und andere interessante Verwitterungsformen.
 

Besonders malerisch, wenngleich auch nicht so gut (wie etwa das Waldnaabtal) mit Wegen dem Tourismus erschlossen ist das Lerautal im Naturschutzgebiet "Wolfslohklamm" nördlich der B22. Auf schmalen Pfaden kann der Wanderer dem Lauf der Lerau folgen und die Wirkung von Verwitterung auf den Granit bestaunen.

Übrigens hat die Bezeichnung "Klamm" hier nichts mit dem alpinen Begriff zu tun.

Es wundet nicht, dass der helle, zähne und gut gewinnbare Granit in früheren Zeiten auch abgebaut wurde. Die Wunden, die durch zwei Steinbrüche (Käs-Bruch nordwestlich der Ortsmitte und Hegner-Bruch südwestlich) in die Flanken des Berges geschlagen wurden haben freilich einen Einblick in die Mineralisationen und den Gesteinsaufbau ermöglicht. Für Mineraliensammler waren diese Granitbrüche wenig ergiebig. Nur ein Fund von kleinen Rauchquarzkristallen mit Topas, Fluorit und Beryll ist (Käs-Bruch) bekannt geworden. Öfters dagegen fanden sich Uranglimmer (Autunit, wenig Torbernit) -Beläge auf Klüften im Käs-Bruch und Hegner-Bruch. Typisch für den Leuchtenberger Granit ist das Auftreten von winzigen Granat-Kriställchen und Sillimanit-Nadel-Garben, die als Kontakterscheinung zum Gneis gedeutet werden. Es liegt auch nahe den Pegmatit von Irchenrieth, der bekanntlich kopfgroße Granatkristalle zeigte, den Restschmelzen des Leuchtenberger Granitplutons zuzuordenen. Andererseits finden sich im Granitkontakthof bei Steinach, also südöstlich Leuchtenberg, schöne Granatkristalle (wieder mit Sillimanit) im Hornfels. Auch dieser Hornfels verdankt seine Entstehung den kontaktmetamorphen Vorgängen bei der Granit-Platznahme (Intrusion). Durch solche Kontakterscheinungen konnte man auf die Druck- und Temperaturbedinungen bei der Granit-Intrusion Rückschlüsse ziehen. Diese vollzog sich demnach bei über 550° C in 5 bis 10 km Tiefe. Das mächtige übergelagerte Gebirge wurde in den letzten ca. 300 Millionen Jahren abgetragen. Der komplexe gelogische Rahmen (siehe Link "Diplomarbeit") war und ist Gegenstand neuerer Forschungen.
 

Typisch für den Granit von Leuchtenberg ist seine helle Farbe, sein recht feines Gefüge und damit fast aplitisches Aussehen. Im Gegensatz zu Flossenbürg und Falkenberg sind die Feldspatkristalle hier viel kleiner, im Schnitt kaum über 1 cm. Der Biotit-Anteil ist gering. 

Das Lerautal bei Leuchtenberg steht mit einem Umfang von 90,73 ha seit 1938 unter Naturschutz. Die Wolfslohklamm (Geotop-Nr.: 374R030), das Teufelsbutterfaß (Geotop-Nr.: 374R016), der Hohe Stein (Ost-Ortsrand von Leuchtenberg, an der Ortseinfahrt, Naturdenkmal, Geotop-Nr.: 374R018), der Helle Stein (Richtung Steinach, Naturdenkmal) sowie die beiden Granitbrüche (Geotop-Beschreibung in STETTNER, G., "Geologie im Umfeld der Kontinentalen Tiefbohrung Oberpfalz") beweisen die hohe Wertigkeit dieser Geotop-Lokalität.
 
 

Um die "Wolfslohklamm" und noch mehr um das Teufels-Butterfaß ranken sich zahlreiche Sagen. Nicht abwegig erscheint jedoch die Ansicht, daß sich hier vor langen Zeiten tatsächlich Wölfe verstecken konnten, die unübersichtliche Geländestruktur bot sicherlich geeignete Unterschlüpfe, Höhlen und Verstecke.

Nicht zuletzt soll hier ein kultureller Hinweis gegeben werden. Die Burganlage Leuchtenberg ist die größte ihrer Art in der Oberpfalz und dient heute der Stadbühne als stilvolle historische Kulisse der alljährlichen Burgfestspiele (inzwischen die meistbesuchte Freilichtbühne der Oberpfalz). Die Anlage ist erstmals 1124 urkundlich erwähnt, entstand aber in ihren Ursprüngen wohl schon im 11. Jahrhundert. Die Landgrafen von Leuchtenberg waren ein führendes Geschlecht in der Oberpfalz, ja sogar weit darüber hinaus. Im 30-jährigen Krieg wurde Leuchtenberg mehrfach belagert und eingenommen, ein Großbrand im 19. Jh. nahm die Burg wie auch den Markt schwer mit. Heute kann im Sommer die gut gesicherte Ruine besichtigt werden, vom Bergfried aus hat man einen großartigen Ausblick.

Literatur:

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