Große Teufelsküche
bei Tirschenreuth
von Berthold Weber, Weiden

Die "Große Teufelsküche" südlich Tirschenreuth/Oberpfalz zeigt teilweise noch im Verband liegende große Granitblöcke mit Wollsackverwitterungsformen in zwiebelschalenartiger Lagerung. Weiterhin sind ein Granit-Blockmeer, verschiedene Verwitterungserscheinungen und die Klüftung und Bankung des Granits eindrucksvoll zu sehen.

Diese großartige geologische Sehenswürdigkeit befindet sich recht genau 1,1 km nördlich der Ortschaft Pilmersreuth a.d.Straße, also südlich Tirschenreuth an einem Bach im Wald. Von Pilmersreuth aus erreicht man dieses Geotop nach 15-20 Gehminuten, wenn man dem weiß-rot-weiß markierten Wanderweg folgt. Das Geotop hat etwa die Ausmaße eines Fußballplatzes und ist ein gern besuchtes Ausflugsziel. Im Talgrund läuft ein kleines Bächlein das weiter im Norden den Rothenbürger Weiher speist und dem allem Anschein nach dieses Geotop seine Entstehung, oder genauer gesagt, seine Freilegung verdankt. Ein Riegel des spätvariskischen Falkenberger-Tirschenreuther Granits versperrte diesem Bach den Lauf.

Der Granitkörper zeigt einen ähnlichen zwiebelschalenartigen Aufbau auf wie wir ihn z.B. vom Schlossberg in Flossenbürg her kennen, Ursache sind Wärmeabfluss und Druckentlastung bei der Entstehung des Granits vor vieleicht 300 Millionen Jahren. Vermutlich in der Tertiärzeit fand bereits unter der damals höher gelegenen Oberfläche eine tiefgründige Verwitterung den Klüftungen und der Bankung im Granit folgend statt. 

Rechts und links des Bachlaufs türmen sich, noch im ursprünglichen Verband liegend, die Granitblöcke wie riesenhafte Mauern auf, die geschätzte Höhe über den Bachlauf ist 10 bis 15 Meter. An drei Stellen haben sich durch überhängende Granitblöcke kleine "Höhlen" gebildet, eine davon wird öfters als Grillplatz genutzt.
 

Wenigstens seit den Eiszeiten führt der Bach den Verwitterungs-Granitgrus aus den Spalten fort und aufgrund der schrägen Bankung kam es zur zum Abrutschen- und Kippen von großen Blöcken und letztendlich zur Entstehung des Blockmeers.  Die fortschreitende Verwitterung führt an den eigentlich ja quaderförmigen Blöcken immer mehr zur Ecken- und Kantenrundung bis letztendlich rundliche "Wollsack"-ähnliche Formen zurückbleiben. Deswegen spricht man von "Wollsack-Verwitterung". 

Im Bild links ist deutlich zu sehen wie Wasser aus einer Spalte (Bankung)  zwischen großen Blöcken herauszischt. 

Immer wieder und über lange Zeit an der gleichen Stelle herablaufendes Wasser führt über biologische (Wurzelwerk), chemische (Bodensäuren) sowie physikalische (Wärme/Kälte) Verwitterung zu senkrechten Rillen -sogenannten Pseudokarren (auch Sikikatkarren genannt)- im Granit. Das Sprichwort "Steter Tropfen höhlt den Stein" trifft also wirklich zu, auch bei dem so hart und dauerhaft erscheinenden Granit.

Der Granit selbst zeigt eine - für dieses Gebiet typische - grobe Struktur mit 3-5 cm großen, häufig "eingeregelten", d.h. in eine Richtung zeigenden, hellen idiomorphen Feldspatkristallen. Mineralogisch ist noch erwähnenswert, dass in diesem Gebiet immer wieder kleine Quarzgänge den Granit durchziehen, darin finden sich bis cm große wasserklare Bergkristalle, leider fehlt für brauchbare Funde ein Aufschluss.

Der Granit (rot) drang vor etwa 300 Millionen Jahren unter das Gneisdach (braun) in einigen km Tiefe ein. Wärmeabfluss, Druckentlastung, Schrumpfung und tektonische Kräfte führte zur Ausbildung von Bankung (weitgehend horizontal) und Klüftung (senkrecht). So liegt kein homogen durchgehender Granitkörper vor, es bildeten sich mehr oder weniger große oft quaderförmige Blöcke aus.
Im Laufe der Jahrmillionen wurde das Deckgebirge abgetragen und auf den Klüften konnte Wasser tief eindringen und mit der zerstörerischen Arbeit beginnen. Dass Ecken und Kanten bessere Angriffspunkte für die Verwitterung (Auflösung, Vergrusung) darstellen und verrunden kann man gut mit einem schmelzenden Eiswürfel nachvollziehen. Oberflächlich, aber auch 10er Meter tief bilden sich -noch unter der Erdoberfläche- "Wollsäcke" aus.
Nun kommt in jüngster geologischer Zeit ein Fließgewässer zur Wirkung: Der Verwitterungs-Grus wird ausgespült, aufgrund der Schräglage rutschen große Blöcke ab und verwittern weiter. So liegen im Talgrund verstürzte gerundete Blöcke (Blockmeer) ungeordnet nebeneinander, im Hang dagegen kann man den Granit noch im Verband bewundern.

Das Bayerische Geologische Landesamt (jetzt LfU) führt das Geotop "Große Teufelsküche" unter Nummer 377R019 als schutzwürdiges Objekt, mit dem Status Naturdenkmal. Etwa 1,4 km weiter dem Bachlauf nach Norden folgend findet sich die Kleine Teufelsküche mit dem Wackelstein.

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